An der Grundschule in Schlangen lernen die Jungen und Mädchen nicht nur das Schreiben, Lesen und Rechnen. Das Fach Sachunterricht nimmt einen ebenso breiten Raum ein, wie ein Blick auf den Stundenplan der vierten Klassen verrät. Zum Schuljahr 2020/21 ist die Schule eine besondere Kooperation mit der Universität in Paderborn eingegangen. Die bisherige Bilanz fällt für beide Seiten gleichermaßen positiv aus.
Der Sachunterricht an den nordrhein-westfälischen Grundschulen ist breit gefächert. "Ob Geschichte, Technik, Natur oder Geographie - Wir behandeln hier viele unterschiedliche Themenfelder und Schwerpunkte", betont Rektorin Anne Schulz im Gespräch mit dieser Zeitung. Ihr gegenüber sitzt Prof. Dr. Eva Blumberg, Leiterin der Arbeitsgruppe Didaktik des naturwissenschaftlichen Sachunterrichts (Fakultät für Naturwissenschaften) an der Universität Paderborn.
Sie und ihr Team haben es sich zur Aufgabe gemacht, das Interesse an den Naturwissenschaften und der digitalen Technik schon bei den Grundschulkindern zu wecken, und zwar durch einen anschaulichen wie praxisnahen Unterricht. Angesprochen sind alle Jungen und Mädchen der vierten Klassen, die nach Ende der Sommerferien auf eine weiterführende Schule wechseln.
An der Universität Paderborn ist 2022 unter dem Titel "transMINT4.0 - Grenzen überwinden, MINT-Bildung verbinden durch außerschulische Lernorte und den Einsatz digitaler Medien" ein interdisziplinäres Forschungsprojekt gestartet. Dabei spielen "außerschulische Lernorte und der unterstützende Einsatz digitaler Medien eine besondere Rolle", so Prof. Blumberg. An dem dreijährigen Projekt (2022-2025), das mit 800.000 Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird, ist im Übrigen auch die Arbeitsgruppe "Technikdidaktik" unter Leitung von Prof. Dr. Katrin Temmen beteiligt.
Das Netz der Kooperationspartner umfasst aktuell über 40 regionale Partner und Vertreter aus der Schulpraxis, der unteren und oberen Schulaufsicht sowie zahlreiche außerschulische Bildungseinrichtungen. "Wir waren so etwas wie die Pilot-Schule", stellt die Schlänger Grundschul-Rektorin rückblickend fest.
So machten sich die vierten Klassen ein ums andere Mal auf spannende Entdeckungstouren in die Natur, zum Beispiel an die Strothe. In dieser Unterrichtseinheit ging es ganz konkret um den schonenden Umgang mit der Ressource Wasser. Die Schülerinnen und Schüler wurden aktiv in das Geschehen einbezogen, konnten Wasserproben ziehen und anschließend unter einem USB-Mikroskop genauer betrachten. Die verschiedenen Ergebnisse wurden später digital dokumentiert und im Sachunterricht ausgewertet.
Anfang Februar folgte eine Fahrt zum Heinz-Nixdorf-Forum (HNF) in Paderborn. Hier erfuhren die Jungen und Mädchen, wie Strom erzeugt wird und welche entscheidende Rolle dabei in Zukunft Wind, Wasser und Sonne spielen. Zum Abschluss gab es eine Mitmach-Aktion, bei der jedes Kind selbst ein Papier-Windrad bauen konnte. "Das war ein schöner Vormittag" sagt der zehnjährige Lars. Ganz nebenbei erinnern er und seine Mitschüler sich natürlich auch an die Spielkonsolen-Ausstellung im HNF: "Das hat echt Spaß gemacht."
Die Zusammenarbeit von Schule und Universität hat sich ganz offensichtlich ausgezahlt: So ist es nach Aussage von Anne Schulz bereits gelungen, das Interesse der Kinder an den Mint-Fächern nachhaltig zu wecken oder weiter zu verstärken. Gleichzeitig ist diese Form des Sachunterrichts für viele Studierende eine "tolle Erfahrung, selbst geplante Unterrichtseinheiten praxisnah mit den Grundschülern ausprobieren zu können", ergänzt Prof. Blumberg.