Lehr-Lernmaterialien für inklusiven Sachunterricht für sieben ostwestfälische Grundschulen

Forschungsprojekt „DiPoSa“ der Universitäten Paderborn und Bielefeld nimmt Fahrt auf

Die Freude an sieben Grundschulen der Schulamtsbezirke Bielefeld, Paderborn, Gütersloh und Herford ist in diesen Tagen groß: Jede Grundschule erhält Lehr-Lernmaterialien für einen inklusiven handlungsorientierten Sachunterricht im Wert von 5.000 Euro. Hintergrund ist das gemeinsame Forschungsprojekt „DiPoSa“ (Didaktisch-diagnostische Potentiale des inklusionsorientierten Sachunterrichts) der Universitäten Paderborn und Bielefeld, bei dem es darum geht, die inklusive Bildung von Kindern durch eine ressourcenorientierte und förderbezogene Diagnostik zu verbessern. Die Grundschulen Bonhoeffer-Heinrich und Sande (Paderborn), Sudbrackschule (Bielefeld), Brüder Grimm und Andreas-Wenneber (Gütersloh) sowie Spradow und der Grundschulverbund Elseaue (Herford) sind aufgrund ihrer besonderen Expertise im Sachunterricht und im inklusiven Lernen ausgewählt worden, um an dem Projekt teilzunehmen. Bei einem Arbeitstreffen erhielten die Lehrkräfte die ersten Wunschmaterialien für einen handlungsorientierten naturwissenschaftlich-technischen Sachunterricht, u. a. zu den Themen Erneuerbare Energien, Strom, Robotik oder Werken mit Holz.

Das Team des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund 720.000 Euro geförderten Vorhabens „DiPoSa“ hat sein Ziel und den Weg dorthin klar vor Augen, wie die Paderborner Teilprojektleiterin Prof. Dr. Eva Blumberg erklärt: „Wir DiPoSa-Wissenschaftler*innen und Praxisvertreter*innen teilen nicht nur die gemeinsame Begeisterung für das vielperspektivische Fach Sachunterricht, sondern schauen damit sozusagen auch durch dieselbe Vergrößerungsbrille auf die Potenziale der Kinder. Zur Entwicklung eines solchen potenzialorientierten Diagnoseinstruments arbeiten wir von Anfang an auf Augenhöhe eng zusammen. Das ist allen Beteiligten sehr wichtig und hat zukunftsweisenden Charakter für die Lehr-Lernforschung.“

Die beteiligten Wissenschaftler*innen möchten gemeinsam mit den Lehrkräften herausfinden, wodurch sich ein Unterricht auszeichnet, der im Sinne von Inklusion allen Kindern Erfolgserlebnisse im fachlichen Lernen sowie in der Sozial- und Persönlichkeitsentwicklung vermittelt. Der Sachunterricht bietet dafür nach den bisherigen Erkenntnissen der Wissenschaftler*innen als Hauptfach der Grundschule (neben Deutsch und Mathematik) besonders gute Chancen. Zum einen, weil sich der Sachunterricht an der Lebenswelt der Kinder orientiert, an ihre Fragen anknüpft und handlungsorientiert angelegt ist und zum anderen, weil er zum Weltverstehen sowie zur Interessensentwicklung der Kinder beiträgt. An den beteiligten Schulen unterrichten Lehrkräfte, die sich in besonderer Weise im Bereich des Sachunterrichts als Moderator*innen fortgebildet haben und an den sogenannten Kompetenzzentren der Schulämter auch Fortbildungen anbieten. „Eines unserer Projektziele ist es aktuell, anregungsreiche Situationen im Sachunterricht zu filmen und genau zu identifizieren, woran der Erfolg für einzelne Kinder beobachtbar ist und wie er im Unterricht herbeigeführt wurde. Es ist großartig, dass die teilnehmenden Lehrkräfte uns dafür ihre Lerngruppen und ihren Sachunterricht öffnen, denn so gewinnen wir authentisches, alltagsnahes Videomaterial. Wir wissen aus der Forschung, dass dies für eine wirkungsvolle Aus- und Fortbildung zentral bedeutsam ist“, erklären die Bielefelder Erziehungswissenschaftler*innen aus der Grundschul- und Sonderpädagogik Prof. Dr. Susanne Miller und Dr. René Schroeder (Verbundkoordinator). Das Projektteam, zu dem auch die Inklusionsfachberaterin des Kreises Gütersloh, Marianne Zimmer, gehört, wird insgesamt drei Jahre intensiv zusammenarbeiten, das Vorhaben ist im Januar gestartet.

Am Ende sollen Bausteine entwickelt werden, die sowohl für die Aus- als auch für die Fortbildung von Lehrkräften zum Ausbau der didaktischen und diagnostischen Kompetenzen genutzt werden können. Dafür unterstützt das Projekt durch die Materialübergabe die Möglichkeiten im inklusiven Lehren und Lernen. „Denn für einen guten (Sach-)Unterricht sind neben den Kompetenzen der Lehrkräfte auch die äußeren Bedingungen und Voraussetzungen entscheidend. Wir sind fest davon überzeugt, dass wir mit unserem Projekt langfristig etwas bewirken können“, betont Prof. Dr. Brigitte Kottmann von der Universität Paderborn. Die Materialübergabe stellt diesbezüglich einen wichtigen Meilenstein dar, wie eine DiPoSa-Lehrerin herausstellt: „Es ist wirklich toll, wie wir Lehrkräfte in unserem inklusiven Sachunterricht ernst genommen und unterstützt werden!“

Foto (Universität Paderborn, Jana Marie Lakemeyer): Die im „DiPoSa“-Projekt beteiligten Wissenschaftler*innen und Sachunterrichtslehrkräfte aus OWL freuen sich bei ihrer dritten Entwicklungskonferenz an der Universität Paderborn über die Materialübergabe.

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